Um das Haus

Mit Nathan an der Hand stürzte ich mich in den wunderschönen, weißen Schnee.
Freudig ließ ich mich in diesen fallen und musste direkt lachen.
Es war herrlich. Es war unbeschwert. Einfach wundervoll.
"Machen wir eine Schneeengel Familie?", fragte Nathan aufgeregt und blickte von mir zu Van und wieder zurück.
Ich musste schmunzeln und nickte: "Also ich habe kein Problem damit. Vanylein~ Komm, mach mit! Zu dritt ist es viel lustiger!"
Herausfordernd blickte ich in seine Richtung und legte ein charmantes Lächeln auf.
Da ja mein Dackelblick bei ihm nicht half, musste ich andere Register aufziehen!

Ich zögerte noch kurz. Ich betrachtete lieber kurz die Schneelandschaft, die so wunderschön und unberührt da lag. Doch nicht lange und die Schneelandschaft wurde durch zwei Menschen zerstört. Was dieses schöne Bild aber nicht zerstörte. Es machte es viel mehr einzigartiger und unvollkommerner, was ich persönlich wirklich viel schöner fand als etwas ganz Perfektes.
Nathans Frage riss mich aus meinem Gedanken. Zum Glück. Ich hätte wahrscheinlich noch ewig einfach nur herumgestanden und mir Gedanken zum Schnee und die Perfektheit der Dinge gemacht.
"Na klar mach ich mit." lächelte ich den beiden zu. Den Kleinen Kulleraugen von Nathan hätte ich sowieso nicht widerstehen können und als Domi dieses charmante Lächeln aufsetzte konnte mich nichts mehr abhalten. Also warf auch ich mich nun endlich in den Schnee. Dieser war zwar kalt aber deswegen nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es war ein tolles Gefühl den Schnee wieder auf der Haut zu spüren und das nicht nur wenn man zufällig draußen war wenn es schneite.
Kurzerhand nahm ich den Kleinen und an die Hand und ließ mich mit ihm in den Schnee fallen.

Nathan kreischte vergnügt auf, als Van sich mit ihm in den Schnee fallen ließ und ich musste unwillkürlich lachen.
Das anfängliche Misstrauen des Kleinen war ziemlich schnell gewichen und ich hatte das Gefühl, dass die beiden noch sehr dicke miteinander werden würden.
Das fand ich ziemlich gut. Da ja auch Muri fast jeden Tag hier war, führte das auch unweigerlich dazu, dass Van häufig hier war. Und das wäre um einiges angespannter, wenn Nathan ihn nicht mögen würde.
Ich hörte auf, mir Gedanken zu machen, sonst würde ich alles andere vergessen.
Vergnügt wedelte ich mit Armen und Beinen und gestaltete meinen Schneeengel.
Perfekt wäre es nur noch, Muriri und Sana hier zu haben.
Ich setzte mich auf und begutachtete meinen Engel.
"Sieht klasse aus", grinste ich und blickte zu den Jungs. Nathan war noch voll mit seinem beschäftigt und wirbelte dabei eine Menge Schnee auf.

Ich begann ebenfalls meinen Schneenegel zu machen und betrachtete diesen im nachhinein. Es war echt beachtlich wie sehr er sich von Nathans kleinem Engelchen unterschied. Früher hatten meine Schneenengel wohl genauso ausgesehen. Jetzt waren sie riesig, halt genau wie damals die von meinem Eltern.
Nathan war als letzter mit seiner Arbeit fertig.
"Na also, eine richtige Schneeengelfamilie." grinste ich. Da Nathan in der Mitte von uns gelegen hatte sah es wirklich so aus als ob Nathan Schneenengel das Kind von unseren Beiden war. Unwillkürlich musste ich an das Baby in Domis Bauch denken. Ob wir das mit unserem Kind auch machen würden? Die Zeit, die bis dahin vergehen würde, kam mir wie eine Ewigkeit vor.
"Und wollen wir jetzt den Schneemann bauen?" fragte ich an den Kleinen gerichtet und freute mich innerlich schon darauf. Früher hatte ich es immer unheimlich traurig gefunden, dass der Schneemann im Sommer geschmolzen war bis mir meine Eltern irgendeine Geschichte erzählt hatten, die mich zufrieden gestellt hatte. Komisch, ich konnte mich gar nicht daran erinnern aber danach hatte ich meine Eltern nie wieder vollgejammert, dass die Schneemänner und -frauen im Sommer alle sterben würden.

"Geeeenau! Im Kindergarten haben wir das auch gemacht~", erläuterte Nathan voller Elan, was mich schmunzeln ließ.
Kindergarten. Mein Gott, selbst das war schon zehn Jahre her!
"Irgendwie komme ich mir grade alt vor", meinte ich lachend und grinste schief,"und du musst dir erst alt vorkommen, Vanylein~"
Aber das war er ja nicht wirklich.
Nur im Vergleich zu Nathan.
Auf seinen Vorschlag mit den Schneemännern bekam er begeisterte Zustimmung von Nathan und mir.
"Auf jeden Fall", antworteten wir im Chor und mussten dann lachen.
"Denk nicht das gleiche wie ich, Domilein~", grinste Nathan frech und formte einen Schneeball.
"Ooooh, nicht mit mir!", meinte ich und sammelte auch etwas schnee auf. Zeitgleich attackierten wir uns mit den Bällen, bevor wir auf Van losgingen.

"Was soll das denn bitte heißen?" fragte ich gespielt empört, dachte dann aber mit schiefgelegtem Kopf kurz darüber nach. "Naja ich bin ja irgendwie auch alt oder?" Im Gegensatz zu Domi und Nathan allemal. Ich war ja fast 10 Jahre älter als Domi und Nathan... Dem war ich sicher nicht nur um 10 Jahre überlegen.
Als die beiden genau das Gleiche antworteten musste ich lachen und bekam erst gar nicht mir, dass Nathan eine Schneeballschlacht einleiten wollte. Erst als Domi dies kommentierte wurde ich aufmerksam. Gut, dass die beiden sich nur gegenseitig bewarfen. Doch lange blieb es dabei nicht. Das hätte ich mir doch denken können, dass es nicht lange brauchen würde bis sich die beiden gegen mich verbündeten.
"Hey das ist unfair!" meinte ich und versuchte den Schneebällen auszuweichen mit denen die Beiden mich attakierten. Lange brauchte es nicht bis ich meine Gegenangriffe augab und kapitulierte. "Habt Erbarmen." bettelte ich.

"Ohja, das bist du! Ein alter Opa", antwortete ich frech grinsend. Ich hätte nie gedacht, dass man ausgerechet mit dem immer vernünftigen und erwachsenen Van so ausgelassen sein konnte.
Tatsächlich war ich positiv überrascht darüber.
Auch die Schneeballschlacht machte er mit und es war unübersehbar, dass Nathan und ich uns darüber freuten.
Als er um Gnade bettelte, wechselten Nate und ich einen kurzen Blick, ehe er nickte.
"Also gut, ausnahmsweise!"
"Du hast den König gehört, Van- ausnahmsweise", kicherte ich und ließ mich nochmal in den Schnee fallen, während ich nach Luft schnappte.
Ich war es gar nicht mehr gewohnt, mich soviel zu bewegen, aber es tat unglaublich gut~
Für einen Moment lang schien ich wohl weggenickt zu sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, war Nathan direkt neben mir.
"Schläfst du?", fragte er auch direkt und ich schüttelte den Kopf.
Ich warf einen Blick auf die Uhr und stand auf.
"Aber du musst langsam ins Bett, Nathan", teilte ich ihm mit und sah, wie er das Gesicht verzog.
"Ich mag aber nicht! Und wir haben noch keine Schneemänner gebaut!", meckerte er und sah hilfesuchend zu Van.
Ich seufzte leise auf.
"Tut mir leid, aber wir bekommen sonst Ärger. Die Schneemänner können wir morgen immer noch bauen", meinte ich versöhnlich und hielt ihm die Hand hin.
"Unfair!", jammerte Nathan, gab mir aber seine Hand und sich somit geschlagen.

Es machte wirklich Spaß nocheinmal so ausgelassen sein zu können, einfach mal wieder Kind sein zu können. Das hatte mir wirklich gefehlt in letzter Zeit.
"Oh danke gutherziger König." bedankte ich mich bei Nathan und sah kurz zu Domi, die mit geschlossenen Augen im Schnee lag. Ich und Nathan wechselten einen Blick, dann ging er auf sie zu und sah nach ihr. Ich fand das Bild was sich mir bot unheimlich süß weshalb ich leicht lächelte. Egal, was Domi gesagt hatte. Ich fand die konnte unheimlich gut mit Kindern. Genau wie Muriel. Lag wohl irgendwie in der Familie.
Auch die nächste Szene, die sich mir bot bestötigte mit meine Gedanken. Doch lange konnte ich den Beiden nicht zusehen denn ich spürte mein Handy in meiner Tasche vibrieren. Ich zog es hervor und sah, dass Lissa mir geschrieben hatte. Kurz fühlte ich mich schuldig. Ich hatte sie gerade vollkommen vergessen. Schnell tippte ich eine Nachricht zurück und sah wieder zu den Beiden, die sich anscheinend geeinigt hatten.
Also gingen wir gemeinsam wieder ins innere des Hauses und entledigten uns unserer nassen Schuhe und Jacken.

>>CF: Gästezimmer / Zimmer von Domi

Auf dem Weg nach unten schmiß ich das erstbeste um was mir in sichtweise kam. Ich brauchte gerade was zum abreagieren. Das Klirren bekam ich nur am Rande mit. Ich schnappte mir meine Jacke und trat durch die Türe nach draußen.
Es war immernoch ziemlich kalt deshalb zog ich meine Jacke an, die eigentlich aus einem anderem Grund mitgenommen hatte. Zigaretten... Schnell war eine aus der Jackentasche gekramt und angezündet.
Die Zigarette wurde schnell kleiner und so wurde es auch meine Wut. Ich beruhigte mich etwas. Trotzdem konnte ich immernoch nicht glauben was da gerade passiert war. Nicht nur, dass ich Domi beim Sex erwischt hatte, das wäre ja halb so schlimm gewesen, nein ich hatte sie mit meinem besten Freund erwischt. Wütend warf ich die Zigarette zu Boden und zündete mir gleich darauf eine Neue an. Sie brachten mich grad etwas runter und was anderes hatte ich grad nicht zur Hand.

>> CF: Domis Zimmer

Als ich durch die Eingangshalle lief, fiel mir gleich der Scherbenhaufen auf, der mal die Lieblingsvase meiner Mutter gewesen war.
Das erklärte das Klirren.
Ich trat aus der Haustür und sah Muri noch im Garten stehen.
Leise zog ich die Tür hinter mir zu und verschränkte die Arme, da ich meine Jacke nicht mitgenommen hatte, während ich mich Muri näherte.
Eine Weile blieb ich schweigend neben ihm stehen und beobachtete, wie er eine Zigarette nach der anderen vernichtete.
Schließlich musste ich das schweigen aber durchbrechen.
"Sie ist fast erwachsen", fing ich mit ruhiger Stimme an, "hast du erwartet, sie würde nie mit jemandem im Bett landen?"
Natürlich wusste ich, dass es Muri am meisten störte, dass es ausgerechnet Van war. Aber ich musste ja einen Ansatz finden.

Ich war viel zu vertieft in meine Gedanken als das ich Sana bemerkt hätte. Erst als sie mich direkt ansprach bemerkte ich, dass sie direkt neben mir stand.
"Das ist es nicht." antwortete ich unwirsch. Das war gelogen. Es störte mich, meine kleine süße Schwester erwischt zu haben wie sie es gerade mit einem Typen trieb. Es störte mich sogar ziemlich. Ich sah Domi nunmal immernoch als meine kleines süßes Engelchen, total unschuldig und naiv. Wobei letzteres wohl immernoch zutraf. Warum sonst hatte sie sich gerade mit Van eingelassen?
Ich warf die nächste Zigarette zu Boden und suchte nach einer neuen. Als ich allerdings keine mehr finden konnte, zerknüllte ich die Packung und warf sie achtlos auf den Boden. "Fuck!"
Ich sah zu Sana. "Warum musste es denn gerade Van sein?" fragte ich. Als ob sie mir diese Frage beantworten könnte...

Er schien mich zunächst gar nicht zu bemerken, was mich aber nicht weiter störte.
Seine harsche Entgegnung ließ mich nur mit den Schultern zucken. Ich glaubte ihm nicht, dass ihn das nicht störte. Denn ich kannte Muri gut genug und ich wusste, wie er seine Schwester sah.
Und seine Frage konnte ich ihm auch nicht beantworten: "Ich weiß es nicht, Muri. Sie..wissen es ja nichtmal selbst."
Ich fuhr mir durch die Haare und starrte in den schnee, wo im schwachen Licht des Mondes die Konturen von Schneeengeln zu sehen waren.
"Sieh es doch mal positiv: Lieber Van, als einer deiner anderen Freunde, oder?", meinte ich dann beruhigend, auch wenn mir klar war, dass es trotzdem niht viel besser war.
Unwillkürlich griff ich nach Muris Hand.
"Reg dich nicht so drüber auf, sie können es sowieso nicht rückgängig machen. Außerdem...es ist nur Sex", fügte ich noch hinzu. Und das mit voller Absicht, denn wenn er bei sich so locker mit dem Thema umgehen konnte, sollte er das bei seiner schwester auch tun können. Auch wenn sie jünger war als er und sonst keinen Mist baute.

"Das sollten sie aber..." murmelte ich obwohl mir vollkommen bewusst war, dass das eben nur ein Unfall gewesen sein konnte. Denn sonst war Van doch immer so vernünftig und Domi... die dachte doch sonst nie an Sachen wie Sex. Zumindest redete ich mir das gern mal ein.
Bei der Vorstellung von Domi mit einem anderen meiner Freunden, nickte ich schnell. Der Gedanke war einfach... schrecklich. Da war Van mir tatsächlich lieber. Trotzdem. Viel besser machte es das auch nicht.
Ich sah hinunter zu meiner Hand als Sana dieser ergriff. "Ich muss das alles erstmal realisieren." erwiederte ich nachdenklich. Eigentlich hatte Sana ja Recht. Es war nur Sex. Domi hätte so oder so irgendwann mit jemandem geschlafen. Ich führte mich ja gerade fast auf wie ihre Mutter.
"Tut mir Leid mit der Vase..." meinte ich und trat einen Schritt nach vorne um meine Zigarettenschachtel vom Boden aufzuheben.
"Meinst du ich sollte zurück, mit ihr reden?" fragte ich. Jetzt tat es mir fast schon wieder Leid, dass ich so ausgetickt war. Nur auf Van war ich immernoch ziemlich sauer. Ich sah einfach keinen Grund für sein Verhalten. Domi war was anderes. Sie wusste es eben nicht besser.

"Ich weiß...aber du weißt ja auch, wie schnell sowas passieren kann..besonders wenn man so blauäugig ist, wie Domi", gab ich zurück, obwohl ich es trotzdem etwas seltsam fand.
Van war ja sonst auch immer so vernünftig...was mich wiederum daran zweifeln ließ, dass es wirklich nur ein Ausrutscher war.
Der ein zweites Mal mindestens passiert war.
Ich konnte Muri ja auch verstehen, schließlich war ich selbst ein älteres Geschwisterkind.
"Naja...sie ist halt keine zehn Jahre mehr alt", meinte ich, als er sagte, er müsse es erst realisieren.
Als er sich wegen der Vase entschuldigte, musste ich grinsen: "Nicht schlimm..das Ding war doch sowieso absolut grässlich."
Ich ließ seine Hand los, als er ein paar Schritte nach vorne machte und die Schachtel vom Boden aufhob.
Seine Frage ließ mich überlegen.
"Ich...weiß nicht. Ich glaube, Van ist noch oben", meinte ich vorichtig.

"Gut, dann sollte eben nur Van es wissen..." gab ich trotzig zurück. Ich war echt enttäuscht von meinem besten Freund. Wie oft hatte er mir schon selbst Vorträge übers Fremdgehen gehalten? Oft genug. Aber das war ja eigentlich auch gar nicht das was mich störte, wenn ich ehrlich war. Eigentlich ging es mir dabei nur um Domi.
"Ich weiß." Obwohl ich 15 nicht gerade besser fand, so hatte sie doch Recht. Auch Domi hatte ein Recht darauf solche Erfahrungen zu machen und musste nicht darauf verzichten nur, weil ihr Bruder nicht damit klarkam.
Ich schüttelte den Kopf als sie Van erwähnte. "Ich glaube es ist besser wenn ich mich vorerst von ihm fernhalte." meinte ich. Ich wollte nicht, dass ich wieder so aus der Haut fuhr. Vor allem wenn Domi dabei war.
"Kannst du dich um sie kümmern?" fragte ich. "Sag ihr, dass es mir Leid tut und, dass ich nicht sauer bin." Wenn ich mir Domis Gesicht von eben ins Gedächtnis rief, kamen in mir Schuldgefühle hoch. Man, dass ich auch immer so impulsiv handeln musste.
"Und unser Vorhaben holen wir nach." fügte ich noch schwach lächelnd hinzu um die Situation etwas aufzulockern.

"Ja...der Meinung bin ich allerdings auch", gab ich ihm recht und musterte ihn. Das ganze schien ihn wirklich sehr aufzuwühlen, auch wenn ich fand, dass ich sowas noch nie erlebt hatte...naja gut, Muri und Domi standen sich ja wirklich nahe.
Irgendwie tat mir Muri leid.
Nur konnte ich leider nichts dran ändern, so wie es momentan war.
"Vielleicht ist es erstmal wirklich besser", nickte ich, denn ich wollte nicht, dass sie am Ende noch in einer Schlägerei landeten oder so ähnlich.
Muris Bitte quittierte ich mit einem Nicken: "Hätte ich sowieso getan, schließlich ist sie meine beste Freundin. Und...ich glaube, sie weiß, dass du es nicht so gemeint hast. Ihr alle drei wart einfach...nun, eure Gemüter haben übergekocht. Vermutlich hätte ich an deiner Stelle nicht anders reagiert."
Seine nächsten Worte ließen mich nur leicht lächeln.
"Ich lauf ja nicht weg. Wenn du wen zum Reden brauchst, meldest du dich ja? Ich geh auch mit dir boxen oder so, wenn du dich abreagieren musst."

Als sie meinte sie würde sich um Domi kümmern, nickte ich dankbar. Sie schien die Sache nämlich noch mehr zu treffen als mich. Den größten Teil davon war wahrscheinlich ich mit meiner übertriebenen Reaktion Schuld. Aber bei sowas dachte ich eben erst später nach. Wie immer also. Meine Reaktionen zu überdenken war eben echt nicht meine Stärke.
"Dann ist sie ja in guten Händen." kommentierte ich lächelnd. Am liebsten hätte ich wirklich mit ihr selbst gesprochen aber dabei nochmal auf Van zu treffen hielt mich von diesem Vorhaben ab.
"Mach ich." versprach ich ihr und musste ob ihres Vorschlags lachen. "Boxen klingt grad echt verlockend. Da muss ich meine Aggressionen wenigstens nicht an wehrlosen Vasen auslassen."
Dann zog ich sie nocheinmal an mich und gab ihr einen Kuss. "Danke, Sanalein." meinte ich erst. "Melde dich morgen mal." Dann wandte ich mich zum gehen.

>> GT: Muriels Zimmer

>> CF: Muriels Zimmer

Ach, der Morgen war wunderbar. Ich hatte so richtig Lust auf... Ja worauf? Genau, deswegen war ich doch hier. Ich musste mit Domi reden. Diese glorreiche Idee war mir eben im Zug gekommen. Ein Plakat an der Wand hatte mich so unheimlich an mein Engelchen erinnern, sodass ich sofort zu ihr gestürmt war. Meine Freunde, mit denen ich mich heute morgen getroffen hatte, hatte ich einfach in der Bahn sitzen lassen. Die waren jetzt nicht wichtig. Nein, jetzt zählte nur Domi und was ich ihr zu sagen hatte. Viel zu lange hatte ich das Ganze für mich behalten. Ich hatte mein Schwesterherz lieb. Das hatte ich ihr viel zu selten gesagt also würde ich es jetzt nachholen. Es war einfach der perfekte Zeitpunkt dafür.
Das Zeug was mir einer meiner Kumpels gegeben hatte wirkte immer noch nicht. Er hatte gesagt es knallte voll rein aber bis jetzt spürte ich davon gar nichts. Nur, dass meine Laune ziemlich gestiegen war. Aber das verdankte ich nicht dem Zeug sondern Domi, meinem süßen kleinen Engelchen.
Ohne lange zu zögern klingelte ich. Hoffentlich war Domi nicht irgendwoanders. Vielleicht hätte ich ihr doch vorher eine Sms schreiben sollen? In mir kam leichte Panik auf. Wenn ich ihr diese ganzen Dinge jetzt nicht sagte, würde ich es nie wieder tun. Aber das war mir so wichtig. Nervös strich ich mir durch die Haare und hoffte, dass mir gleich meine geliebte Domi die Türe öffnen würde.

Ich beschäftigte mich gerade mit Schulsachen- obwohl ich nicht mehr zur Schule ging, hielt Sana mich stets auf dem Laufenden, damit ich später keine Probleme hatte, wieder einzusteigen. Privatunterricht.
Das Dumme dran war nur, dass ich Sana nicht fragen konnte, wenn ich mich nicht auskannte. Sie hatte ja noch weniger Ahnung als ich.
Gerade wollte ich von Französisch zu Geschichte wechseln, als es klingelte.
Verwundert blickte ich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Wer wollte denn jetzt was?
Ich schlug meine Unterlagen zu und stand auf, um die Tür zu öffnen. Denn wieder einmal, war ich alleine.
Sana und Nathan waren in der Schule und Sanas Eltern waren arbeiten, auch wenn ihre Mutter mich nur sehr ungern alleine zurückließ. Sie machte sich viel zu viele Sorgen.

Als ich schließlich endlich bei der Tür ankam, schob ich all diese Gedanken von mir und war erstaunt, Muri durch das Guckloch zu sehen.
Verwundert machte ich ihm die Tür auf: "Muriri..was machst du denn hier?"
Seine Reaktion von gestern geisterte immer noch in meinem Kopf herum, so hielt ich mich etwas zurück.

Ich freute mich unendlich als sich die Türe endlich öffnete und es tatsächlich Domi war die sie mir öffnete. "Domi, mein Schatz!" begrüßte ich sie lächelnd und schloß die gleich in die Arme. "Ich habe dich vermisst." Immernoch lächelte ich glücklich "Und ich habe dir soo viel zu sagen." Ich ließ wieder von ihr ab.
Übermütig zog ich sie an meiner Hand mit ins Haus. Hier draußen war einfach nicht der Ort dafür. Viel zu kalt. Ich wollte, dass es warm war. Ich ging mit ihr ins Wohnzimmer.
"Ich hoffe ich störe dich nicht. Denn das wollte ich nicht. Das passiert mir viel zu oft." fiel mir ein. "Ich... Das Plakat! Das warst so du. Und da dachte ich: Hey, du hast Domi viel zu selten gesagt wie lieb du sie hast also wollte ich nachholen."erklärte ich heftig nickend. "Also bin ich hierher." Ich überlegte kurz. Irgendwas war da doch noch... "Ich habe dich lieb Domi. Wirlklich." Ich konnte nicht anders als sie nocheinmal in die Arme zu ziehen. "Und mir tut es Leid... Alles was ich so mache. Ich weiß, ich machs dir nicht leicht. Gerade jetzt mit dem Baby und..." Urplözlich fiel mir die letzte Nacht wieder ein aber ich hatte überhaupt kein Wutgefühl mehr in mir. "Letzte Nacht. Das war nicht deine Schuld. Vergeben und vergessen, ja? Obwohl es eigentlich nichts zu vergeben gibt." plapperte ich einfach weiter. "Du darfst tun und lassen was du willst. Und Van auch." Ich nickte hefitg um die Wahrheit in meinen meinen Worten zu untertreichen.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht klingelte Muriel an der Haustüre. Heute war ein schöner Tag. Es war keine Schule deshalb hatte er er heute mal ohne schlechtes Gewissen so richtig ausschlafen können. Und jetzt stattete er seinem Schwesterlein einen Überraschungsbesuch ab. Besser konnte ein Tag doch gar nicht sein, oder? Naja, Alesana hätte gerne auch hier sein können aber man konnte ja nicht alles haben. Zumindest hatte er inzwischen mal mit Van geredet und sich wieder soweit mit ihm ausgesöhnt. Eigentlich war es ja sowieso total übertrieben gewesen, was er getan hatte. Immerhin war es Domis Sache, was und wieso sie etwas mit Van machte. Etwas... schöne Umschreibung. Aber trotzdem. Solange alle damit glücklich waren, war es doch wirklich ihre Sache. Er fand es nur komisch, dass Lissa das einfach mit sich machen ließ. Egal, ihre Sache, wiederholte er gedanklich. Mit Lissa hatte er ja eh nicht viel zu schaffen. Wie auch? Er brauchte immer einen Übersetzer wenn sie mit dabei war. Da war es schwer sich besser kennenzulernen.
Hoffentlich war Domi überhaupt hier. Vielleicht hätte er doch vorher mal anrufen sollen. Nachdenklich zog er sein Handy aus seiner Tasche, warete aber noch einen Moment ob jemand aufmachte.

CF: Wohnzimmer

Kurze Zeit später erreichte sie die Haustür, nachdem sie erstmal über ein Paar Schuhe gestolpert war. Sie fuhr sich kurz durch die Haare, um sie zumindest einigermaßen in Ordnung zu bringen. Damit es nicht aussah, als wäre sie grade erst aufgestanden, obwohl die Gammelklamotten wohl schon dafür sprachen. Wenn Alesana wieder hier war, mussten sie unbedingt shoppen gehen. Sie passte nur noch in eine handvoll ihrer alten Klamotten und das war richtig frustrierend. Und demütigend. Domi fühlte sich jetzt schon wie ein Walross, wie würde das dann erst später werden?
Seufzend schob sie auch diesen Gedanken beiseite und öffnete die Haustür, wo sie erstmal ziemlich überrascht guckte.
"Muriri..was machst du denn hier?", fragte sie ihren Bruder dann aber freudestrahlend. Normalerweise sagte er ja vorher bescheid, weshalb sie nicht mit ihm gerechnet hatte. Aber das minderte ihre Freude nicht.

Muriel musste eine Weile warten bis jemand zur Tür kam. Fast hätte er schon Domimis Nummer gewählt aber dann öffnete sein Schwesterherz die Türe. Ihre Klamotten zeigten eindeutig, dass sie grade nicht viel zu tun hatte. Gut so.
Er gab das Strahlen zurück und drückte Domi an sich. "Ich hatte Lust dich zu sehen." antwortete er als er sich wieder von Domi löste. "Ich hoffe doch ich störe dich nicht." Er grinste und ließ seinen Blick über ihre Klamotten wandern. "Wohl eher nicht was? Und selbst wenn: Mich wirst du heute so schnell nicht mehr los!" verkündete er und trat einfach ein. Das Haus von Alesanas Familie war für ihn sowieso wie ein zweites Zuhause so oft wie er jetzt schon hier gewesen war.
"Was hast du denn schönes gemacht?" fragte er und sah sich neugierig im Flur um. "Bist du alleine hier?" fragte er. Wenn die anderen da waren kam meistens von irgendwoher ein Gruß oder so. Aber heute blieb alles still. Das musste wohl heißen, dass sie unterwegs waren. Oder alle tief und fest schliefen. Oder tot waren. Aber das war beides eher unwahrscheinlich, immerhin war er selbst auf den Beinen und tot.. naja, da hätte er bestimmt was mitbekommen.