Zimmer von Alesana

Nachdem Muri gegangen war, hatte ich mich zu Domi gesellt und alle Hände voll zu tun gehabt, um sie zu beruhigen.
Sie war so aufgewühlt gewesen, dass sie wirklich kaum zu beruhigen gewesen war und ich hatte ihr locker zehn Mal gesagt, dass Muri ihr nicht mehr böse war, bis sie es überhaupt gehört hatte.
Ich liebte Domi wie eine Schwester, aber Himmel, sie konnte anstrengend sein. Ich war froh, als sie endlich eingeschlafen war.
Jetzt ließ ich mich gegen die Tür sinken und atmete tief durch.
Was für ein Chaos.
Ich war es nicht gewohnt, diejenige zu sein, die vermittelte oder gar vernünftig war. Aber jetzt war mir nichts anderes übrig geblieben, wenn alle drei komplett im Dreieck sprangen.

Erschöpft sank ich aufs Bett.
Der Tag hatte es in sich gehabt. Ich tastete nach meinem Handy und schrieb Muri eine Sms, ehe ich mich unter die Bettdecke verkroch.

CF: >>Domi's Zimmer

"Eh...achso...das", murmelte ich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, "ich weiß ja selbst nicht...was das sollte."
Ein wenig sank meine Laune dadurch, dass ich wieder daran denken musste. Denn eigentlich hatte ich nur einen Film gucken wollen mit Van.
Ich schob die Gedanken weit, weit von mir und nickte auf Muris frage: "Ja, das ist wirklich eine super Idee. Nur...ist meins leider bei Mom...und seit ich ausgezogen bin, war ich da nicht mehr."
Noch ein Thema, worüber ich nicht gern nachdachte. In letzter Zeit noch weniger als vorher.
Zum Glück waren wir bei Sanas Zimmer.
Zaghaft klopfte ich an die Tür. Eigentlich weckte ich sie nicht gerne auf.

Hätte mich eigentlich auch gewundert wenn Domi mir einen Grund für diesen Ausrutscher hätte nennen können. Es hieß ja sogar schon Ausrutscher. Und für Ausrutscher hatte man für gewöhnlich keinen Grund. Die passierten einfach.
"Wir haben auch tausend Stück zuhause." meinte ich und bereute es fast das Thema angesprochen zu haben. Es musste schwer für Domi sein, nicht mehr bei ihrer Mutter zu leben. Aber es war so besser für sie und das wusste sie sicher auch. Weiter sagte ich nichts dazu, da wir schon vor Sanas Zimmer standen.
Domi klopfte an die Türe. "Wir soll man denn davon wachwerden?" fragte ich kopfschüttelnd und öffnete ganz leise die Tür. Hoffentlich war Sana eine, die nicht von jedem Mucks aufwachte sondern eine, die selbst bei Erbeben noch seeelenruhig weiterschlafen konnten. Von dieser Sorte war auch ich einer.
"Sanalein~" wisperte ich als ich bei ihrem Bett angekommen war. Ich beugte mich zu ihr runter und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Aufwachen Prinzessin."

"Ja...stimmt ja. Gott, wieviel Fotos es von uns gibt", murmelte ich und lachte gleich drauf, "ich erinnere mich noch sehr gut an das Foto, wo wir beide voller Schoko sind! Das war so ein genialer Tag.."
Schon hob sich meine Laune wieder etwas. Daran dachte ich gern zurück. Zuerst waren wir alle zusammen im Vergnügnspark gewesen und danach hatten wir schokotorte gegessen, bis wir platzten.
Sodann fragte ich mich, wie es wohl Papa ging. Ih hatte ihn wirklich schon ewig nicht mehr gesehen. Fast gleich lang, wie ich Muri nicht mehr gesehen hatte vor der jetzigen Zeit eben.
"Natürlich kann mn davon wach werden", entrüstete ich mich, als er schon ins Zimmer ging.
Das würde er noch bitter bereuen. Ich wartete lieber mal draußen.

Als ich von der schule heimgekommen war, hatte es mich gewundert, Domi nirgends zu sehen. Als ich sie in ihrem Zimmer gesucht hatte, hätte ich fast einen Zuckerschock erlitten.
Wie süß die beiden waren. Mmit Hausaufgaben und babysitten hatte ich meinen Tag vollbracht und war vor einer Stunde ins Bett gefallen.
Und schlief auch ziemlich gut.
Zumindest, bis die Tür zu meinem Zimmer aufging, denn diese quietschte so richtig und weckte mich fast auf.
Was mich aber letztendlich wirklich aufweckte, war Muri.
Ich schlug meine Augen auf und fuhr hoch, wobei fast unsere Köpfe zusammenknallten.
"Muri, was zum Teufel...?!", fluchte ich grummelnd und starrte ihn erbost an, "es ist mitten in der Nacht, ey.."

Bei der Erinnerung an den Schokotag musste ich grinsen. Das war wirklich ein genialer Tag gewesen. Der würde wohl für immer und ewig in meinem Gedächtnis bleiben. Egal wie vergesslich ich war.
Ich glaubte Domi nicht. Das Klopfen war viel zu zaghaft gewesen. Davon wachte niemand so schnell auf. Die Tür quietschte ziemlich laut aber ich versuchte mir immernoch einzureden, dass Sana nicht davon aufgewacht war.
"Richtig." grinste ich als Sana dann wirklich wach wurde. Ha. Hatte ich doch gewusst, dass sie von dem mickrigen Klopfen nicht wachgeworden war. Ihr Tonfall verriet mir, dass sie nicht gerade begeistert von meiner Weckaktion war. Aber das war mir so ziemlich egal. Einfach lächeln, dann würde sie schon mitlachen.
"Wir wollen eine Nachtwanderung machen. Und du kommst mit." Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht

Noch halb schlafend setzte ich mich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht, wobei ich mir ein Gähnen nicht ganz unterdrücken konnte.
"Eine Nachtwanderung?", wiederholte ich ungläubig, "ist dir bewusst, dass ich gerade erst ins Bett gegangen bin? Im Gegensatz zu euch Schlafmützen."
Nun legte sich ein triumphierendes Grinsen auf meine Lippen und ich nahm mein Handy an mich, öffnete den Fotoordner und hielt es Muri hin.
Auf dem Display war ein Foto von ihm und Domi, die total zusammengekuschelt schliefen und in deren Mitte eines von Domis Kuscheltieren.
"Na, ist das nicht süß?", grinste ich und schälte mich aus dem Bett. Mein Nachthemd war kurz und halb durchsichtig, aber das konnte mich nicht stören. Schließlich hatte Muri mich schon nackt gesehen.
Ich zog mich um und sah über die Schulter: "Und wohin wollt ihr wandern?"

Gerade wollte ich fragen wieso sie uns Schlafmützen nannte da hielt sie mir schon ihr Handy unter die Nase. Ich musste lächeln als ich das Bild sah. "Genau so eins gibts auch wo wir noch klein sind." erzählte ich ihr grinsend und bekam schon wieder Lust die ganzen alten Fotos zu durchforsten. Da waren einfach so viele tolle Erinnerungen bei.
"Und ja ich finde es süß. Du bist nur neidisch, weil wir nicht so ein süßes Foto haben." meinte ich grinsend und zog Sana kurz an mich um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. "Wir machen auch noch so eins. Versprochen, Schatzi~" säuselte ich und ließ sie sich dann umziehen. Wobei sich mir ein sehr verlockender Anblick bot. Schade, dass Domi draußen wartete...
"Wohin? Mh... Da fragst du was..." Ich zuckte die ahnungslos die Schultern. "Halt ein bisschen rumwandern und uns gruseln." Und wieder etwas, dass mich an meine Kindheit erinnerte. Wir waren früher oft nachts ausgerissen um uns zu zweit in der Dunkelheit zu gruseln.

"Ehrlich? Das will ich sehen", grinste ich breit, "das mach ich mir dann als Riesenposter und hängs auf."
Ich fand die beiden nämlich echt verdammt süß. Sie hatten einfach das enge geschwisterliche Verhältnis, dass ich mir immer mit meinen Brüdern gewünscht hatte. Aber der ältere war ein Arsch und der jüngere war eben elf Jahre jünger als ich...
Schließlich musste ich auflachen: "Ohja, und wie neidisch ich bin." Ich griff nach meiner Jacke, als Muri mich an sich zog und stolperte fast.
"Mh, dafür muss aber Domi den Stalker spielen, sonst wird das nichts", gab ich grinsend zurück.
Ich schlüpfte in meine Jacke und zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
"Gruseln? Meine Güte, das wird ein hartes STück Arbeit. Ih grusle mich vor gar nichts."

"Oh wenn du das willst kannst gleich mit mir und Domi zusammen alte Fotos gucken." meinte ich und war sofort begeistert von dieser Idee. Ich mochte es zwar auch Zeit allein mit Domi zu verbringen, liebte es aber auch Sana dabei zu haben.
"Dann weiß ich sogar wohin wir wandern!" Triumphierend hob ich einen Finger in die Höhe. "Wir gehen zu mir nach Hause und kramen die Fotoalben raus." Ich blickte nochmal zu Sana. "Wenn du willst natürlich nur." fügte ich dann hinzu. Ich wusste ja nicht ob sie wirklich Lust darauf hatte sich alte Erinnernungsfotos anzusehen, die ja eigentlich gar nichts mit ihr zu tun hatten.
"Sag ich ja." gab ich grinsend zurück. "Und Domi spielt sicher gern den Stalker." Da war ich mir zwar eigentlich gar nicht so sicher aber für das eine Foto würde das schon gehen.
"Vielleicht gruselst du dich dann ja vor uns. Auf manchen Fotos sehen wir echt zum fürchten aus." erzählte ich und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus. Ich hatte gute Laune. Und das obwohl ich mir gestern irgendwas eingeschmissen hatte. Vielleicht sollte ich das Zeug öfter nehmen...

"Alte Fotos gucken?", fragte ich grinsend nach, "da bin ich sofort dabei. Die Fotos von Klein-Muri will ich doch nicht verpassen. Bestimmt ist da einiges dabei, was peinlich ist."
Ein breites Grinsen lag auf meinen Lippen und ich war tatsächlich ein wenig Feuer und Flamme dafür.
"Dann wäre das ja geklärt...wir wissen wohin wir gehen", gab sich lachend zurück und schlüpfte in meine Schule, "dann lass uns gehen~ Und ich bin sicher, dass Domi das macht...für ihren Bruder und ihre beste Freundin tut sie doch alles."
Ich streckte mich, um die letzte Verschlafenheit aus meinen Knochne zu schütteln.
"ihr und gruselig? Wohl kaum..eher Zuckerschockgefahr!"

"Mir ist gar nichts peinlich." grinste ich und stockte dann kurz. "Hatten wir das Thema nicht schonmal?" fragte ich nach und überlegte ob dem wirklich so war. "Doch stimmt! Wir wollten mich in dein Abschlusskleid stecken." fiel ihm ein. "Aber wir haben das irgendwie immernoch nicht gemacht. Gibs doch zu du hast Angst, dass ich besser darin aussehe als du." Immernoch grinste ich breit. Ich war niemand, der sein Wort brach und genau deshalb erinnerte ich Sana daran. Nicht, dass sie mir nachher vorwarf mich davor gedrückt zu haben.
Aber ich war froh als Sana meinem Vorschlag so schnell zustimmte. Ich hatte es früher immer als furchtbar langweilig empfunden Kinderfotos von anderen zu gucken. Aber bei Sana war das wohl anders. Naja war ja auch irgendwie logisch. Immerhin ging es hier um mich und Domi als Kinder. Wer woilte sich das denn bitte entgehen lassen?
"Das hoffe ich!" meinte ich und ging mit ihr raus zu Domi. "Wir können. Aber wir müssen auf Sana aufpassen. Sie wird gleich zuckergeschockt umfallen." Ich grinste. "Wir gehen jetzt zu mir Kinderfotos gucken." klärte ich meine Schwester dann auf.

"Das weiß ich", entgegnete ich leicht grinsend und nickte dann, "Ich weiß, dass wir das vorhatten. Aber irgendwie kam ständig etwas dazwischen...aber das Kleid läuft ja nicht weg."
Ich plusterte die Wangen auf: "Pah, du siehst nicht besser aus als ich..niemals. ich bin viel zu hübsch für diese Welt."
Schon musste ich lachen, was ich schon wieder für einen Blödsinn von mir gab.
Ich lächelte Domi leicht zu: "Sorry, dass du so lange warten musstest, Kleine."
Ein freches Grinsen lag auf meinen Lippen, denn ich wusste, sie mochte es nicht, so bezeichnet zu werden.
Aber für mich war sie eben auch wie eine kleine Schwester geworden, auch wenn sie nicht mehr dieses hilflose, naive Mädchen war, das ich vor wenigen Monaten kennengelernt hatte.

Die beiden ließen mich ganz schön lange warten und ich wollte gar nicht wissen, was sie schon wieder trieben.
Ich hatte mich auf den Boden gesetzt und ein wenig nachgedacht. Es war ja wirklich gut, dass mein Bruder nicht mehr sauer auf mich war, aber er sollte auch auf Van nicht mehr sauer sein...immerhin war ich ja auch Schuld an dem ganzen gewesen.
Als die Tür aufging, blickte ich auf.
"Nicht schlimm", sagte ich auf Sanas Worte, "Kinderfotos? Oweh...die sind doch so peinlich."
Ich rappelte mich hoch und sah die beiden an.
"Tja...Sanalein, jetzt wirst du Muririri in seiner peinlichsten Zeit sehen", grinste ich anschließend.

"Hoffentlich nicht." meinte ich grinsend. "Wobei wenn es plötzlich Arme und Beine bekommt könnte es sich gut zu dem Monster in deinem Schrank gesellen..." überlegte ich. Kurz sah ich das Monster in dem Kleid vor mir und musste grinsen. Und das obwohl ich weder wusste wie das Monster noch das Kleid aussah. Trotzdem eine sehr lustige Vorstellung.
"Oh stimmt natürlich." zog ich meine Aussage sofort zurück und musste lachen. Wir waren schon zwei sinnlose Dingerchen. Aber anders machte es doch keinen Spaß.
Ich lächelte Domi entschuldigend zu. Das Lächeln verwandelte sich aber schnell wieder in ein Grinsen.
"Ach Quatsch." winkte ich ab. "Sie wird mich nachher nur noch mehr lieben als sowieso schon. Ich hoffe nur sie frisst mich nachher nicht auf so niedlich wie ich war und auch immernoch bin." plapperte ich wieder einfach ohne nachzudenken vor mich hin.

Etwas verwirrt sah ich von Muri zu Sana, als er von einem Monster im Schrank faselte. Hatte ich irgendwas verpasst?
Aber die beiden laberten ja sowieso fast immer Stuss, also konnte ich getrost mit ja antworten.
"Da wrid sich das Monster aber freuen. Endlich Gesellschaft", antwortete ihm Sana grinsend und ging schonmal zur Treppe. Nach kurzem Zögern folgte ich ihr, da ich noch nicht so recht wusste, ob das eine gute idee war.
wenn wir zu Muri gingen, hieß das, ich würde meinem Vater begegnen und das gab mir ein etwas mulmiges Gefühl, da ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Außer dieses eine Mal...und das war ein schlechter Zeitpunkt gewesen. Auf der Polizeistation...Himmel nochmal.
Muris Worte über sein vergangenes Ich und sein jetziges, brachten Sana und mich zum lachen und ich schubste Muri leicht: "Pass nur auf, dass du vor lauter Selbstverliebtheit nicht abhebst, Bruderherz. Wird dann schwer, dich wieder einzufangen."

"Dann braucht es mich gar nicht mehr." meinte ich grinsend. "Muss ich wohl oder übel bei dir im Zimmer leben und mit dir in einem Bettchen schlafen." Die Vorstellung gefiel mir irgendwie auch wenn ich nicht sicher war ob das wirklich gutgehen würde. Sicher würden wir irgendwann beide vor Domis Zimmertür stehen und sie bitten uns bei ihr einziehen zu lassen. Was dann ja auch wieder wenig Sinn machen würde.
Ich schnappte mir meine Jacke und zog sie über. Tagüber war die Kälte kein Problem aber so spät abends war es doch besser eine anzuhaben.
Kurz sah ich zu Domi, die irgendwie nachdenklich wirkte. Gerade als ich darüber nachdenken wollte, worüber sie wohl nachdachte da wurde sie schon wieder normal und scherzte rum. Na dann konnte es ja nur halb so schlimm gewesen sein.
"Sana hält mich bestimmt so fest, dass ich gar nicht abheben kann." gab ich grinsend zurück und hängte mich gleich mal an besagte Festhalterin und ging recht umständlich so mit ihr nach draußen.